Ein Emblem für Veränderungsmanagement Moderation im Rahmen der Fusion zweier mittel­ständischer Unter­nehmen im Über­nahme­verhältnis

Ziel des Moderations­prozesses war, im Rahmen der Fusion zweier mittel­stän­discher Handels­unternehmen (Groß- und Einzel­­handel) die oberen Führungs­kräfte dieser Unter­nehmen darin zu unter­stützen, die zentra­len Pro­zesse des neuen Unter­nehmens zu erar­beiten und dabei eine lang­fristige kon­struk­tive Zusam­menar­beit zu begrün­den.


Eigene Rolle:   Teammoderator und Berater

Einige Rahmenangaben Die beiden Unternehmen waren ungef­ähr gleich groß, jedes ca. 200 MA. Die Füh­rungs­mann­schaften umfass­ten für jede Seite etwa 5 Perso­nen. Im Gesamt­unter­nehmen entstan­den 3-4 grö­ßere Handels­sparten.
Projektziele Arbeitsziel des Teams war, die Prozesse der beiden Unter­nehmen zusammen­zufüh­ren, über­grei­fende Funktions­bereiche zu defi­nieren und einheit­liche über­geordnete Abläufe zentral und für die verschie­denen fusio­nierten Spar­ten zu ent­wickeln. Tiefer liegen­des Ziel war, bereits aufge­tretenen persön­lichen Vorbe­halten zu begegnen und eine Vertrauens­basis zu schaffen.
Zeithorizont 3-4 Workshops innerhalb eines Monats
Wichtige Anforderungen
  • Erarbeitete Geschäfts­prozesse schlank und auf das neue Unter­­nehmen zugeschnitten

    Die neuen Prozesse sollten die verschie­denen Funktions- und damit Füh­rungs­bereiche des neuen Unter­nehmens, weiterhin die übergrei­fenden Abläufe defi­nieren und dabei nur soweit not­wendig auch Spezi­fika der bishe­rigen Unter­nehmen berück­sichtigen.

  • Begründung einer lang­fristigen konstruk­tiven Zusammen­arbeit zwischen den Team-Mitgliedern

    Der gruppendyna­mischen Prozess sollte das Kennen­lernen zwischen den Teil­nehmern und den Aufbau von Vertrauen ermög­lichen, so dass sie den weiteren Aufbau des neuen Unter­nehmens gemein­sam und ohne Mode­ration angehen konnten.

Vorgehensweise

Da es sich bei den Teilnehmern um die beiden Führungs­mann­schaften ehe­mals konkur­renter Unter­nehmen handelte, war für die Mode­ration wichtig, dass eine Atmos­phäre der gegen­seitigen Achtung des bisher Erreich­ten entstand und darauf auf­bauend die Bereit­schaft, sich zusam­men mit den Anderen mit den Notwen­digkei­ten der Zukunft zu beschäf­tigen. Dabei war auch zu berück­sichtigen, dass am Tisch zwei bisher konkur­rente Vertriebs­leiter, zwei Einkäufer etc. saßen.


Bezeichnend für die Ausgangs­situation war, dass die Füh­rungs­kräfte des­selben Unter­nehmens sich jeweils gemein­sam an dieselbe Seite des langen Tisches setzten, so dass sich auch räum­lich zwei Parteien gegen­über­saßen.


Die Idee der gegen­seitigen Wür­digung des Erreich­ten sprach metho­disch für eine gemein­same Ist-Aufnahme der über­geordneten Abwicklungs­prozesse der beiden bishe­rigen Unter­nehmen. Dabei war es wichtig, dass jede Seite des Tisches die berich­teten Inhalte der anderen Seite möglichst lebens­nah nach­vollzog, so dass eine echte Wert­schätzung ent­stehen und das Eis stück­weise gebrochen werden konnte. Dazu empfahl sich das gruppen­dyna­mische Element des Rollen­tausches bzw. der Spie­gelung. Die Vorgehens­weise war dement­sprechend:

  1. Vorstellungsrunde
  2. Vorstellung der Aufgaben­stellung des Teams durch den Moderator
  3. Vorschlag des Moderators, dass zu einem Themen­bereich jede Seite der anderen berichtet, wie die Abwick­lung im eigenen Unter­nehmen gehand­habt wurde
  4. Nachdem jeweils eine Seite einen Teil ihrer Prozesse beschrie­ben hatte, die Bitte an die andere Seite, das Verstan­dene aus eigener Sicht zu wieder­holen (impliziter Rollen­tausch!), um so "späte­ren Missver­ständ­nissen aus dem Weg gehen zu können" - die Team­mit­glieder waren nach anfäng­lichem Zögern damit einver­standen.


Das Wieder­holen der Inhalte gab den ursprüng­lichen Refe­renten das Signal, dass die Gegen­seite des Tisches bereit war, auf ihre Themen, ihre Welt, ihr Mitge­brachtes einzu­gehen. Die verbale Wieder­holung komplexer Zusammen­hänge ohne Hilfs­mittel mit ihren Ungenau­igkeiten und Fehlern brachte sie gleich­zeitig dazu, beizu­springen, weiter zu erklären und so eine Helfer­rolle zu über­nehmen. Dies begründete schritt­weise eine gegen­seitige Koope­ration.


Einerseits hatten die Teil­nehmer dabei viel Zeit, unter­einander zu disku­tieren, zu erklären, zu veran­schau­lichen. Anderers­eits schloss die Bespre­chung nach der Ist-Aufnahme, so dass sich das Erlebte ohne sicht­baren Ein­bruch von Inter­­essensphären festigen konnte, alle im Nach­hinein die Mög­lichkeit hatten, das Gehörte und Erlebte weiter zu disku­tieren, Kontakt auch zur anderen Seite aufzu­nehmen, das Eine oder Andere noch einmal abzu­klären, Vorge­­spräche zu führen und so die gemeinsame Erar­beitung neuer Abläufe mental vorzu­bereiten.


In der nächsten Bespre­chung - die Teilnehmer saßen nun spon­tan gemischt an beiden Seiten des Tisches - schuf der Moderator eine Beratungs­situation, in der er als Bera­ter fach­kundig die notwen­digen Bestand­teile und Aspekte der zu erarbei­tenden Prozesse abfragte und am Flip­chart dokumen­tierte. Dadurch schuf er die Basis einer direkten Zusammen­arbeit der beiden Seiten, die nun einem Berater gegen­über­saßen, der von den fach­lichen Notwen­dig­keiten über­zeugt werden musste.


Am Schluss des Erar­beitungs­prozes­ses wurden die Teil­nehmer aufge­fordert, gemein­sam die erarbei­teten Prozesse zu begut­achten und deut­lich zu machen, ob sie mit einer sol­chen Organi­sation einver­standen sind.

Wichtige Ergebnisse
  • Die Ziele des Projektes wurden voll erreicht.
  • Die erarbeiteten Prozes­se wurden mit kleinen Ände­rungen durch die Geschäfts­führung umgesetzt.
  • Das Ziel der Vertrauens­bildung wurde - nachweis­lich auch an Hand der Aus­sagen der Teil­nehmer - erreicht.